Dass wir hier zumindest teilweise mit der Idee der Kulturflatrate sympathisieren (auch wenn man sich um die Details der Realisierung noch streiten müsste), dürfte hinlänglich bekannt sein.
Dass allerdings die Bundesjustizministerin Brigitte Zypries das nun auch zum „interessanten Modell“ erklärt, dürfte zu denken geben – immerhin hat sie vor noch gar nicht so langer Zeit eindringlich demonstriert, wie es um die technische Kompetenz der Bundesregierung bestellt ist, indem sie sich erkundigte, was denn dieser Browser sei, von dem immer alle reden.
Und so kommt es wenig überraschend, dass sie auch bei der Kulturflatrate mal wieder zeigt, was für ein kluger Kopf sie ist.Für die Tageszeitung, die damit wirbt, dass immer selbiger (ein kluger Kopf) hinter ihr steckt, hat Frau Zypries sich heute nämlich mal ins Land der Zahlen vorgewagt.
Und was sagt sie da? Dass nämlich eine Kulturflatrate geschätzt bei fünfzig Euro liegen müsse, „damit es auch etwas zu verteilen gibt“. Und ach ja, GEZ kommt natürlich auch noch dazu (die verdienten Parteisoldaten in den Senderzentralen sollen ja nicht darben), so dass man dann bei siebzig Euro im Monat wäre.
Ganz geheuer ist ihr das wohl selbst nicht, so dass sie meint, die Summe sei „da wohl zu hoch“ – ein Glück, dass sie aus nicht weiter erläuterten Gründen ohnehin der Meinung ist, die Kulturflatrate sei wahrscheinlich nicht mit der Verfassung kompatibel.
Aber schon ein wenig Kopfrechnen zeigt, dass wohl eher Frau Zypries und Mathematik nicht kompatibel sind: In Deutschland sind laut Arbeitsgemeinschaft Online Forschung derzeit zwei Drittel der Bevölkerung online, und das Statistische Bundesamt schätzt die Zahl der Haushalte für 2009 auf rund 39 Millionen.
Macht also 26 Millionen Haushalte, die je fünfzig Euro abdrücken sollen, was 1,3 Milliarden Euro im Monat ergibt. Ergibt im Jahr 15,6 Milliarden Euro.
Zur Erinnerung: Mit Musikdownloads wurden in Deutschland im letzten Jahr 80 Millionen Euro umgesetzt. Die Differenz zwischen diesem Betrag und Zypries‘ Wunschvorstellungen lasse ich Euch jetzt mal selbst berechnen, und selbst wenn man zu Recht einwenden kann, dass ja Film- und Games-Industrie da noch nicht vorkommen und vielleicht auch was für Schreiberlinge wie uns abfallen sollte (her damit!), stehe zumindest ich doch recht verwundert vor diesen Diskrepanzen.
Aber vielleicht kommt das ja vom vielen Politikmachen. Nach der ersten Milliarde ist alles nur noch „ganz, ganz viel“, und wie üblich holt man sich’s vom Bürger … [dieter]
ich will meier heissen wenn die bomber jeh berlin ..
ne quatsch wenn die kulturflatrate jeh berlin ereicht
das is ja schon der feuchte traum seit 9 jahren
Har har. Sehr gut geschrieben, Herr Dieter. 🙂 Naja ich sehe eher das Problem, dass von dem zwei Drittel der Bevölkerung, die Online sind, bestimmt 40-60% zu geizig für die Kulturflatrate sind und weiterhin illegale Kanäle nutzen. Von dem Kampf ums Aas, den die GEMA und Konsorten dann noch führen werden, ganz zu schweigen…