Zurück ins Mittelalter: Irland beerdigt die freie Rede

11tech_IrlandDie Ir(r)en haben sich der EU-Verfassung verweigert. Nun ahnen wir langsam warum: die lässt keine Hexenverbrennung zu. Genau in diese Richtung scheint sich das Eiland zu bewegen.

Ein Teil von Irland wurde bekanntlich im Mittelalter von den Katholiken besetzt. Die Aktivisten der dortigen Amtskirche stehen gerade mit dem Rücken zur Wand: Einer der größten Skandale aus dem Bereich Kindesmissbrauch flog den Pfaffen um die Ohren, die augenscheinlich über Jahrzehnte hinweg über 20.000 Kinder sexuell missbraucht und hin und wieder auch mal körperlich misshandelt haben sollen. In dem Verfahren agierte der Vatikan bislang unglücklich und wirkt angeschlagen. Doch an anderer Front wurde nun zurückgeschlagen: Statt kleinlaut die Verfehlungen einzugestehen, sollen nun sämtliche Kritiker der Katholischen Kirche schlicht mundtot gemacht werden: Die Regierung Irlands wurde dazu gedrängt, die „Blasphemie“ wieder unter Strafe zu stellen. Damit sollen die Kritiker Roms kriminalisiert werden. Für eine EU-Nation im 21. Jahrhundert ein grotesker Vorgang.
Basis der RECHTSsprechung ist der reaktivierte „Defamation Act“. Der stammt überraschenderweise nicht aus dem 16. Jahrhundert, sondern aus dem Jahr 1961 (ja, Irland hatte die Moderne erst neulich entdeckt). Dieses Gesetz beschränkt nun online wie offline die Freie Rede in Irland: Wer Kritik am Papst, am Vatikan, der Kirche, dem Glauben oder verbrecherischen Pfaffen übt, darf 25.000 Euro Strafe abdrücken. Die Regierung wollte ursprünglich sogar 100.000 Euro festsetzen. Die Gesetzeskräfte erhalten außerdem die Autorität, Verlage und Online-Publisher auf die Pelle rücken und durchsuchen zu dürfen. Die Polizei darf mit „vernünftiger Gewalt“ vorgehen (soll wohl heißen: unnötig brutal).
Wow, was für eine Entwicklung. Übrigens kein Wort darüber, dass die religiösen Gefühle von Budhisten, Hindus oder Muslime zu schützen seien. Könnte nicht bitte jemand in Brüssel den Antrag einbringen, Irland aus der EU zu exkommunizieren? [rm, postet um 6:66 Uhr]

[Spiegel online]

[Spiked]

[Slashdot]

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7 Antworten zu Zurück ins Mittelalter: Irland beerdigt die freie Rede

  1. Gördi schreibt:

    Hmja… nicht alles an Irland ist schön.
    Siehe auch Abtreibung nach vergewaltigung etc.

  2. Gördi schreibt:

    (20.000 ?? alter Schwede, der Klerus da ist ja noch kranker wie sonst…. oder funktioniert hier die zurückhaltung der zahlen besser?)

  3. Chrischi schreibt:

    Was, bitte? Hab ich das richtig gelesen Oo?! Die KIRCHE drängt die REGIERUNG dazu, ein Gesetz zu verabschieden, das die MEINUNGSFREIHEIT beschneidet?! Hallohoo, Säkularisierung?! Das kann ja wohl nicht wahr sein! Wie war’s doch gleich.. ran an den Feind, Bomben auf Ir(r)enland?!

    Feuer frei..

  4. Gördi schreibt:

    eins zu eins mit den islamistischen nationen 😉 … fast

  5. areg schreibt:

    Die Pro-EU-Propaganda könnte man sich auch sparen. Was hat uns die gottverdammte Scheiß-EU denn schon gebracht außer irrsinnigem Bürokratismus, dem tausendfach verfluchten Teuro und Kosten in praktisch unbegrenzter Höhe? Die Iren hatten wenigstens – im Gegensatz zum deutschen Stimmvieh – soviel Rückgrat, eine EU-Verfassung abzulehnen, in der durch die Hintertür sogar die Todesstrafe für den EU-Regimes mißliebige Personen wieder eingeführt werden könnte und der Weg geebnet wird für den Einsatz „befreundeter“ Truppen, falls die Bundeswehr sich doch weigern sollte, regierungsfeindliche Demonstranten niederzuschießen.

  6. Gördi schreibt:

    na etwas übertrieben. Die verfassung geht definitiv zu weit, so weit so gut.
    Aber Europa an sich ist gut. Sowohl für den einzelnen als auch für die Wirtschaft.
    Ich hab das gefühl das die meisten schon vergessen haben wie es damals war wenn man nur mal eben nach holland zum einkaufen fahren wollte… oder der Aufwand der betrieben werden musste wenn man Waren ins Ausland verkaufen wollte usw.

    Das einzig blöde ist die Regulierungswut, aber auch die haben sich die Bürger selbst zuzusschreiben wenn sie auf alles und jedes haarklein genau bemessen und genormt haben wollen, wenn Hunde nur zwischen 8 und 20 für maximal 20 Minuten bellen sollen und so weiter. Je mehr geklagt und gefordert wird desto mehr wird reglementiert.

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