In der Darstellung der Marktzahlen lassen die Plattenverleger elegant einen wichtigen Faktor unter den Tisch fallen: die Inflation. Korrekt berechnet, so die New York Times, werde die Musikindustrie noch vor Madonnas 60. Geburtstag platt sein.
Das klassische Business aus Künstler, Plattenlabel, Einzelhändler und Musikhörer schmilzt wie Schnee in der Sonne dahin. Die NYT hat die Zahlen der Marktforscher, des Industrieverbandes RIAA, Inflation (im Sinne von Kaufkraft- und Erlösschwund) und die Verkaufstrends in Beziehung zueinander gesetzt und das ganze grafisch umgesetzt (nicht schön, aber schön deutlich).
Ergebnis: Es geht rasanter abwärts als gedacht. Seit dem Spitzenjahr 1999 haben sich die Verkäufe inflationsbereinigt mehr als halbiert! Bleibt die Rate gleich, wird man in zehn Jahren keine spürbaren Umsätze mehr mit Audio-CDs machen. Andere Umsatzbringer sind auch heute schon kaum auszumachen.
Schon die NPD Group warnte im März, dass der Nachwuchs sich kaum angewöhnte, Produkte der Entertainmentmacher im Laden zu kaufen. Die 13- bis 17-Jährigen etwa haben 2008 rund 19 Prozent weniger Musik gekauft als ein Jahr zuvor. Die CD-Verkäufe bei Teenagern gingen sogar 26 Prozent nach unten. Selbst der digitale Songverkauf per Download lockte die Jugend 13 Prozent weniger.
Wer nun ganz eilig dem Songtausch die alleinige Schuld in die Schuhe schieben will, sollte sich erst die britische Untersuchung von „Leading Question/Music Ally“ anschauen: Die Marktforscher fanden vorigen Monat heraus, dass bei jenen 14- bis 18-Jährigen, die regelmäßig ihre Songs untereinander getauscht hatten, diese Aktivität zwischen Dezember 2007 und Januar 2009 um fast ein Drittel zurück gegangen ist! Was machen sie statt dessen? Ziehen sich online Musikstreams rein, ohne Download. Zweidrittel dieser Zielgruppe mache das regelmäßig. Ein Drittel tue dies sogar täglich. Nutzen statt kaufen ist also der jüngste Trend, bei dem die Musikindustrie so völlig das Nachsehen haben. Die armen Künstler? Die müssen längst schon auftreten oder gleich auf Tour gehen, damit die Kasse richtig klingelt.
[rm]
Sterbende Musikindustrie will uns neues Album-Format unterjubeln
Achwas. Die Streams werden abgefangen und mitgeschnitten. So umgeht man illegale Quellen.
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