Wer dachte, dass Bügeln, Telefonieren und Fernsehgucken oder Online-Chatten, den Säbel schwingen und Hausaufgaben erledigen irgendwie parallel zu handhaben sind, kann das ruhig tun. Aber man riskiert dabei auf Dauer seine geistige Gesundheit.
Okay, in vielen Fällen dürften die Weißkittel aus Stanford ohnehin zu spät mit ihrer Warnung kommen. Allen anderen, die sich noch konzentrieren können, sei gesagt, dass Multitasking unser Hirn bedroht: Sobald wir uns regelmäßig mit diversen parallelen Streams elektronischen Inputs belasten — ALSO, zum Beispiel TV, Musik, News-Ticker, mehrere Chat-Kanäle, IM- und Mail-Inbox, Message-Boards, Handy, viele Browser-Tabs und diverse Programme, die im Hintergrund werkeln und öfter mal ne Nachfrage haben, und alles schön gleichzeitig — ja dann spielen wir Risiko mit unserem Kopf. Das behauptet eine Stanford-Studie, bei der 100 Studenten durch die Reifen springen mussten. Ergebnis: Wer sich schön brav konzentriert auf nur eine Aufgabe stürzte und die ganze Liste nacheinander abarbeitete, was nicht nur schneller, sondern auch fehlerfreier und besser drauf. Die Multitasker waren eher unkonzentriert, ließen sich gerne und leicht von irrelevanten Mist ablenken, berichtet Professor Clifford Nass.
Er gibt damit den Sozialwissenschaftlern Recht, die seit langem behaupten, es sei für den Menschen unmöglich, mehr als einen Informationsstring zu verarbeiten (*Ironie on* Wenn ich mich so umschaue, gibt es sogar viele Zweibeiner, die nicht mal mehr das schaffen*).
Das Hirn sei einfach nicht in der Lage, parallel zwei Eingaben/Ausgaben korrekt abzuarbeiten. Auch, wenn die Damenwelt uns die ganze Zeit vom Gegenteil zu überzeugen sucht. Händische Tätigkeit und eine gedankliche Verarbeitung sind natürlich parallel zu schaffen. Unser autonomes Gedächtnis kann zum Beispiel prima allein Autofahren. Das merken wir jedesmal, wenn wir aus unseren Gedanken hochschrecken und denken „hupps, ich bin ja schon hier. Wie habe ich denn das gemacht?“.
Die Vermutung, dass geübte Medien-Vielnutzer besser darin seien, Infos zu strukturieren und parallelen Input im Hirn zu speichern, konnte in den Testreihen nicht bestätigt werden. Die „selbsternannten“ Multitasker unter den Probanten schnitten sogar bei einigen Übungen peinlich schlecht ab. Die traditionellen 1-Schritt-nach-dem-anderen-Kandidaten schlugen sich dagegen wacker.
„Wer von Arbeitsplatz oder Freizeitverhalten das Multitasking gewohnt ist, kann kaum noch Dinge im Hirn separieren. Der Konzentrationsgrad ist lausig, Organisations- oder Merktalente schlechter als der Durchschnitt“ fasst die Studie zusammen. Die Wissenschaftler befürchten, dass sich diese schlechtere Hirnleistung mit den Jahren und Jahrzehnten zu echten Problemen steigern könnte.
Wie wäre es eigentlich damit, Multitasking zur Pflichtübung bei Politikern zu machen? Dann hätten wir öfter frisches Blut im Amt und bräuchten auch nicht mehr die überbordenen Altersbezüge zu bemängeln. *Ironie off* [rm]
[Stanford]
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