Die Vermutung, dass man als guter Musiker nicht unbedingt ein 1a-Chefdenker sein muss, hat in der letzten Woche in Großbritannien mal wieder den empirischen Härtetest bestanden, und rechtzeitig zum Wochenende hat die versammelte Creme der Musikschaffenden des Inselreichs noch mal einen würdigen Höhepunkt gesetzt.
Angefangen hatte alles damit, dass die gar nicht mal so begabte Sängerin Lily Allen ein Blog gestartet hatte, in dem sie verheerenden Folgen des Filesharings für die Musikwelt beklagte. Dummerweise nur hatte sie sich dabei nicht nur ohne Quellenangabe bei Texten anderer Autoren bedient, sondern findige Besucher des Blogs fanden bei ihr auch noch als „Mixtapes“ angebotenen Downloads, die ebenfalls mit den Songs anderer Musiker bestückt waren.
Die Reaktionen im Internet kann man sich ausmalen, die sensible Künstlerin machte umgehend ihr Blog zu und verkündete, sie wolle angesichts all der bösen Worte, die sie sich anhören musste und des sowieso bevorstehenden Ruins der Musikindustrie, der sie in Elend und Lohnarbeit drängen werde, ihre Karriere ganz an den Nagel hängen.
Doch zu früh gefreut: Lily Allen hat quasi stehenden Fußes ihr Comeback eingeleitet ( Guinnes-Rekord-verdächtig) und ließ sich in London im Kreise gleich oder ähnlich gesinnter Musiker feiern, die hinter verschlossenen Türen darüber berieten, wie sie es denn n un halten wollen mit dem Kampf gegen die bösen Filesharer.
Heftig sei es zeitweise zugegangen wird kolportiert, und das Resultat ist das, was die einen salomonisch nennen mögen und die anderen schlicht schwachsinnig: Filesharer sollen nach dem Willen der gemäßig progressiven Kulturschaffendenn zwei Warnungen erhalten und dann von Breitband auf Schmalband umgestellt werden, sprich: E-Mail dürfen sie noch machen und ein wenig surfen, aber mit Downloads ist Essig.
Offenbar – so ist einzelnen Statements zwischen den Zeilen zu entnehmen – war den Künschtlern der Kompromiss wichtiger als die Sinnhaftigkeit, und so müssen sie nun damit leben. Aber am Wochenende geht der Brite ja ganz gerne mal in eine Gaststätte, führt via Alkoholüberflutung im Hirn einen Neustart herbei und ist dann am Montagmorgen vielleicht wieder klar im Kopf. [dieter]
[via BBC News und TorrentFreak]
An sich ne gute Sache, ich frag mich nur, ob das auch dauerhaft brauchbar bleibt.
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