Frankreich schlägt Finnland: Anstatt festzuschreiben, dass der Zugang zum Internet zu den Grundrechten gehört, wie es unlängst das skandinavische Land bestimmt hat, haben die EU-Parlamentarier vor den britischen und französischen Staatschefs den Schwanz eingeklemmt und einen entsprechenden Zusatz zur Telekom-Gesetzgebung einfach fallen gelassen.
Und selbst auf rechtsstaatlichen Selbstverständlichkeiten wie einem Gerichtsurteil vor Kappung eines Zugangs mögen die aufrechten Europa-Demokraten nicht beharren – so kommt unter Führung Frankreichs, wo Chefposten jetzt ja wieder nach dem Dynastieprinzip vergeben werden, der Absolutismus wieder zurück.
Doch es gibt noch Hoffnung: Selbst das nicht unbedingt zur Kritik an den herrschenden Wirtschaftsverhältnissen neigende Marktforschungsunternehmen Forrester sieht die britischen und französischen Initiativen zur Pirateriebekämpfung bereits jetzt als gescheitert an, weil allzu altmodisch,
P2P- Distribution, bei der die ISPs die IP-Adresse der Beteiligten feststellen könnten, sei längst nicht mehr das Hauptproblem der Content-Vertriebsindustrie, meint ein Analyst der Firma. Die 14% aller Europäer, die sich unter der jetzigen Gesetzeslage illegal mit Entertainment-Ware versorgten, seien bereits viel schlauer und nutzten Instant Messaging, E-Mail, Blogs, Bluetooth und iPod-Ripping – insgesamt gebe es etwa 20 Alternativen zur P2P-Piraterie.
Dass der gute Mann da etwas konfus argumentiert, sei mal dahingestellt – recht hat er alle Mal mit der Einschätzung, dass die Technologieentwicklung eben schneller sei als Gesetzgebung und Justiz. Und so wird wohl auch der Verzicht der Straßburger, mal eine eigene Duftmarke zu setzen, für die Realität keine weiteren Auswirkungen haben. Dem Normalbürger näher bringen werden sie sich dadurch allerdings auch nicht. [dieter]
[via BBC News]