Was ist, wenn die Cloud mit der Realität kollidiert? Regnet es dann? Natürlich hat Vince Cerf, der Vater des Internet, recht, wenn er sagt, dass „Cloud (Computing)“ so ist wie Email in den 80ern. Letztere wurde nämlich erst ab 89 flächendeckend mit dem Internet verknüpft und erlaubte dann erst den freien Austausch von Nachrichten auch zwischen unterschiedlichen Providern, Unis, Firmen. Aha. Und heute gibt es eine ganze Menge „Clouds“, die aber nicht verbunden sind, so dass man gar nicht seine irgendwo dort oben gespeicherten Daten von her nach da und anschliessend nach dort verschieben kann. Solchermassen gewarnt, besuchte ich diese Woche den (zweitägigen) Fujitsu Tech Day Presseevent, bei dem es fast ausschliesslich um Cloud ging.
Plus ein bischen innovative Hardware, die man im Augsburger Fujitsu-Werk üblicherweise gezeigt kriegt. Ersteindruck: Wieviel Aufschwung brauchen wir noch, bis sich ein internationaler Konzern wie Fujitsu richtige Englischkurse für seine vortragenden Manager leisten kann? Vielleicht ist es für den Ruf eines transkontinentalen Computerherstellers mit Unternehmensausrichtung gar nicht so völlig super, wenn fast jedes Power-Point-Blatt in fliessenden Denglisch, und mit echt ganz wenig Ortho- und Grammatikfehlern verfasst ist? Und der Vortrag vor Fachjournos aus 12 Ländern stattfindet? Whatever. Nicht mein Konzern… ähm, concern.
Rein sachlich gesprochen, ging es um die Verkaufsstrategie des inzwischen volljapanischen Herstellers mit deutscher Werk- und Entwicklungs-Niederlassung zwischen Server-Units und der unwiderlegbaren Erkenntnis, dass man auch das Software- und Systemangebot dazulegen muss, wenn man gegen IBM und die anderen Dicken ankommen will. Bullshit-Bingo-brauchbare Buzzline ist hier: „business process as a service“. Das heisst, man verkauft direkt das Computing, oder die ganze IT-Abteilung, und keine Computer. Cloud für zuhause oder im Remote Datacenter (oder im konkreten Fujitsu-Fall 6 davon), aus einer Hand und deswegen miteinander kompatibel. So ist wenigstens der Plan.
Und Vince Cerf hat doch recht: Ob ich mir die „Trusted Cloud“ nun von Fujitsu (die das sicher gar nicht mal schlecht machen), von IBM, Amazon, Google oder dem Fleisch-Wurst-Fachverband Niedersachsen liefern lasse, ich bekomme immer nur eine einzelne Wolke statt eines Schäfchenhimmels frei flatternder Daten. Klar, für das Enterprise Business zählen nicht Transparenz, sondern Security, Scalability, Kostenrisikoabschätzung. So dass dann letztendlich am Himmel keine Wölkchen hängen, sondern lauter Tresore. Ist natürlich auch was schönes, so ein fliegender Tresor, aber Wolken gehen anders. Was andererseits den CIO des oben erwähnten Fleisch-Wurst-Fachverbands kalt lässt. Und den Schützengraben zwischen B2B und B2C (business to business, business to consumer) nochmal um ein paar Spatenstiche vertieft. Überleben werden da nur die Unternehmen, die ihre geschlossenen Systeme öffnen, gerne auch mit unternehmenstypischen Anforderungen, bevor sie von den wirklich dicken Brummern überrollt werden. Dann mal allerseits viel Spass beim Schäfchenwölkchenzählen.
Pic Karin Dalziel cc by